Robin Tesch

Alumnus

Robin Tesch 

Job 

psych. Psychotherapeut i.A.

und Psychosozialer Onlineberater

Firma / Organisation 

Freiberufliche Tätigkeit

Robin Tesch Onlineberatung

Abschlussjahr

2018

Fakultät

Gesellschaft und Ökonomie

Studiengang

Kindheitspädagogik (B.A.)

Zeitpunkt des Interviews 

Februar 2022

 

Warum haben Sie sich für den Studiengang Kindheitspädagogik entschieden?

Für Kindheitspädagogik entschied ich mich damals, da ich in dem Studium die Möglichkeit sah, beruflich später eine Offenheit zu haben. Mir war klar, dass ich „irgendetwas mit Kindern“ ausüben wollte. In welcher Art und Weise wusste ich zu Beginn des Studiums aber noch nicht. Das Berufsprofil als Kindheitspädagog*in überzeugte mich, da es aus einem breiten Spektrum an diversen Tätigkeitsfeldern im Bereich der Arbeit mit Kindern besteht. Ein weiterer Vorteil lag für mich darin, dass ich das Thema Autismus, welches mich bereits vor Studienbeginn interessierte, im Studium aktiv mit einbinden konnte.

Wie ging es für Sie nach dem Abschluss beruflich weiter?

Nach meinem Abschluss arbeitete ich zunächst bei Team Autismus in Mainz, einer Therapie- und Beratungsstelle für Menschen mit Autismus. Dort absolvierte ich zuvor bereits mein Praxissemester im Rahmen des Studiums. Berufsbegleitend studierte ich dann zusätzlich noch Psychosoziale Beratung und Recht (M.A.) an der Frankfurt University of Applied Sciences. Der Master berechtigte mich dann im Jahr 2021 die universitäre Ausbildung zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten an der Goethe-Universität in Frankfurt a.M. zu beginnen. Für die Ausbildung wechselte ich den Job und arbeite seitdem in einer Gemeinschaftspraxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Neben dem Studium absolvierte ich eine Weiterqualifikation zum Onlineberater nach der DGOB (deutschsprachige Gesellschaft für psychosoziale Onlineberatung). Dies ermutigte mich schließlich dazu, mich als psychosozialer Onlineberater zu selbstständig zu machen. Seither biete ich nebenher Mailberatung zu den Themen Autismus, Hochbegabung und Hochsensitivität an.

Wie kann man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen?

Mein Arbeitsalltag ist aufgrund meiner verschiedenen Tätigkeiten sehr vielfältig. Bisher besteht er aus Arbeitstagen in der Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, aus Lehrveranstaltungen am Ausbildungsinstitut und aus einigen Arbeitsstunden zu Hause am Laptop.

In der psychiatrischen Praxis bin ich hauptsächlich für die Diagnostik verantwortlich. Das heißt, ich spreche mit den Kindern und Jugendlichen über ihre aktuellen Schwierigkeiten und führe Testverfahren mit ihnen und Interviews mit den Bezugspersonen durch. Wegen meiner Expertise bin ich vor allem für die Autismusdiagnostik zuständig. Darüber hinaus biete ich für Eltern, Lehrkräfte oder andere Bezugspersonen Beratungsgespräche zum Thema Autismus an.

Im Rahmen der KJP-Ausbildung nehme ich an Seminaren, Kleingruppenarbeiten und Selbsterfahrungskursen teil. Diese finden normalerweise vor Ort in Frankfurt statt. Pandemiebedingt wird vieles selbstverständlich online angeboten.

Meiner Tätigkeit als Onlineberater kann ich bequem von zu Hause aus nachgehen. Regelmäßig nehme ich mir in der Woche die Zeit, um Mails von Menschen mit Autismus, Hochbegabung oder Hochsensitivität oder von deren Bezugspersonen zu beantworten. All diese Aufgaben bereiten mir wirklich viel Freude und geben mir viel Inspiration, sodass ich auch in stressigen Phasen immer noch motiviert und mit guter Laune an die Arbeit gehen kann.

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Job?

In meinem Job als psychologischer Psychotherapeut (in Ausbildung) gefällt es mir sehr, dass ich so viele unterschiedliche Kinder und Jugendliche kennenlerne. So bekomme ich tiefe Einblicke in deren Leben. Dieses Vertrauen, welches sie mir entgegenbringen und ihre ganz individuellen Stärken und Kompetenzen, um mit ihren Problemen umzugehen, beeindrucken mich jedes Mal aufs Neue. Zudem kann ich meine kindlich verspielte und kreative Seite in diesem Job gut ausleben. Trotz fester Abläufe gleicht kein Tag dem anderen. Diese Abwechslung genieße ich sehr.

Was mir an meiner Selbstständigkeit besonders gefällt, ist die Flexibilität, die ich habe. Ich kann mir die Zeit selbst einteilen und kann unabhängig von einem festen Ort arbeiten. Das ist für mich sehr angenehm, da ich so die Arbeit flexibel um meine anderen Verpflichtungen herum bauen kann. Schön ist natürlich auch, dass ich durch das Onlinenagebot Personen erreiche, die nicht in meiner unmittelbaren Umgebung wohnen.

Welche Kompetenzen haben Sie durch Ihr Studium erworben, die Sie heute gut in Ihrem Beruf einsetzen können?

Zunächst einmal habe ich mir durch mein Studium ein großes Fachwissen angeeignet. Dabei kam mir vor allem das breite fachliche Spektrum der gelehrten Inhalte entgegen. So profitierte ich beispielsweise nicht nur von den pädagogischen Inhalten, sondern auch von den rechtlichen, sozialwissenschaftlichen und psychologischen Themen. Das Studium hat darüber hinaus meinen Blick auf das Kind und die Kindheit grundlegend geprägt. Durch das Studium konnte ich mir eine pädagogische Haltung aneignen, die nach wie vor in meinem beruflichen Kontext positiv auffällt. Für mich steht das Kind im Fokus, was zwar trivial klingt, aber leider in der Arbeit mit Kindern und Eltern oftmals verloren geht. Meine Reflexionskompetenz ist durch das Studium enorm gewachsen, sodass ich mich und meine Arbeit immer wieder kritisch betrachten kann, was ich als sehr gewinnbringend und konstruktiv erlebe. Das Studium half mir zudem dabei, ein Bewusstsein für Diversität und Gender zu schaffen. All diese Kompetenzen sorgen in meinem Beruf schließlich dafür, dass ich einen achtsamen, wertschätzenden und reflektierten Umgang mit Kindern und Jugendlichen an den Tag legen kann.

Welchen Ratschlag würden Sie jetzigen oder zukünftigen Studierenden mitgeben?

Haltet die Balance! Nutzt das Studium und habt gleichzeitig genug Zeit für Spaß. Geht einerseits im Rahmen eures Studiums euren eigenen Interessen nach. Nutzt die Zeit und die Ressourcen der Hochschule, um Einblicke in verschiedene Bereiche zu bekommen, um auszuprobieren und euch selbst besser kennenzulernen. Traut euch und bringt eure individuellen Themen mit ein. Hochschulpolitisches Engagement kann ich im gleichen Zug auch nur wärmstens empfehlen!

Andererseits genießt die Zeit und die Freiheiten, die ihr in dieser Lebensphase habt. Freizeit und Ausgleich sind sehr wichtig. Und Kleve und die gesamte Grenzregion haben viel zu bieten (mehr als man vielleicht zunächst denkt!). Mittlerweile bereue ich es, dass ich die Diversität und die starke Internationalität der HSRW nicht so nutzte, wie ich es hätte machen können. Daher kann ich Studierenden nur empfehlen, über den Tellerrand hinauszuschauen und mit anderen Studierenden aus anderen Studiengängen/ Fakultäten mal in Austausch zu kommen. Das kann unglaublich inspirierend, erleuchtend und gleichzeitig spaßig sein.

Was ist Ihre schönste Erinnerung, wenn Sie an Ihr Studium an der Hochschule Rhein-Waal zurückdenken?

Das ist tatsächlich schwierig zu beantworten, weil es nicht DIE schönste Erinnerung gibt, sondern eine Vielzahl an wirklich tollen Erlebnissen zusammenkommt. So denke beispielsweise immer gerne an die kleinen Momente zurück, in denen ich mit meinen Kommiliton*innen zwischen den Vorlesungen auf dem Campus, am Kanal saß und wir über Gott und die Welt quatschten. Oder auch die verschiedenen Praxisprojekte im Studium, die wir absolvierten. So haben wir uns zum Beispiel mal im Theater oder im Museum künstlerisch ausgelebt, was extrem cool war!

Durch das Studium an der HSRW habe ich mich besser kennengelernt, was ich kann und wohin ich will. Und ich habe dadurch wichtige Kontakte knüpfen können, die mir nicht nur beruflich weiterhalfen, sondern vor allem zu innigen Freundschaften wurden, die mir bis heute noch eine der wichtigsten Stützen sind.